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Was ist eine "Kompression"?

1205_"CompressedOneWorld", 2014, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet.
Die horizontale Kompression von 1000 Einzelbildern (jedes im Format 1000x1mm) und deren vertikale Schichtung ergibt ein Bild, das Formen und Farben zu einer neuen Ansicht verschmilzt und in seiner rauschenden Tiefe den "spirit" der Einen Welt erfasst.

Im Fall des Werkes "CompressedOneWorld" handelt es sich um ein Bild, das auf einem Quadratmeter insgesamt 1000 (!) einzelne Bilder zusammenfasst.
Jedes Bild im Originalformnat von 100x100cm wurde auf eine Höhe von 1mm zu einer Linie verdichtet. Es ist kein Gegenstand mehr zu erkennen, nicht einmal mehr zu erahnen.
Diese 1000 Linien-Bilder übereinander geschichtet, verschmelzen zu einem Schillern. Das ist unsere Eine Welt zwischen Welle und Korpuskel.
Dieses Bild verdichtet einen hohen Aufwand wenn man bedenkt, dass in einem Millimeter-Strich faktisch eine Reise nach Hong Kong oder Tokio oder zur Osterinsel oder auf die Malediven enthalten ist ;-)))

Am Beispiel der Kirche St. Martin in Nienburg läßt sich das Prinzig der Kompression verdeutlichen. Der "Spirit" der Kirche in seiner Außenansicht ist als Summe von gebrochenen Steinen und gemauerten Ziegeln dargestellt..

Ein Ausschnitt wird gewählt. Das entstandene Foto wird komprimiert:

Zehn verschiedene Kompressionen werden zu einem Quadrat komponiert:

Fragen zum Thema "COMPRESSION" von Prof. Dr. Bernd Vesper - Dekan des Fachbereichs Medien an der University of Applied Sciences in Kiel:

Warum haben Sie den englischen Begriff „Compression“ gewählt und welche Bedeutung hat der Projekt-Untertitel „effecting the global demand“?

MW: Aus Titel und Untertitel wird deutlich, dass es um ein globales Thema geht. Es betrifft den weltweiten Bedarf und das Begehren nach Optimierung (durch Kompression) und dies wird kommuniziert in der Weltsprache Englisch und in der globalen Sprache digitaler Zeichen.

Geht es um Optimierung im wirtschaftlichen Sinn?

Nicht nur – aber auch! Es geht um das ganz allgemeine Drängen nach höher-weiter-schneller, also nach einem MEHR an Quantität und Qualität. Es geht um Verdichtung und Intensität! Dabei geht es einerseits um die Notwendigkeit, die Welt optimaler zu gestalten, sie zu verbessern aber es geht auch um die menschliche, ungezügelte Gier nach mehr Profit  und Macht. Physikalisch gesehen geht es um das Bestreben von Energie, Materie und Zeit sich im wachsenden Akt der Selbstorganisation zu optimieren.

Wenn die Rede von „Profit“ und „Gier“ ist, dann klingt das nach Kritik. Wird ihre Kunst politisch?

Nicht direkt politisch im Sinn von Ideologie oder Agitation aber doch nachdenklich. Ich stelle Intensität infrage, die nicht im humanistischen Sinn qualitativ begründet ist sondern die sich in einer bloßen Verdichtung von Quantität äußert und hofft im Anhäufen von Profit und Konsum menschliches Glück zu finden. Diese Hoffnung ist trügerisch, denn sie erfüllt sich letztlich nicht!

Wie läßt sich das Gesamtprojekt beschreiben?

Das Projekt „Compressed:World“ greift auf analoge und digitale Bilder zurück, die ich im Verlauf von rund 50 Jahren an verschiedenen, meist exotischen Orten unserer Welt aufgenommen habe.
Mir ging es darum, den „spirit“ dieser Orte zu erfassen. Ab 1987 habe ich die vorher spontane Fotografie als Kunst-Projekt definiert und für die Weltmusik der kanadischen Formation G.E.N.E. Konzepte entworfen, die analoge Weltklänge und Bilder zu eigenwilligen Atmosphären konzentrierten. Es entstanden zahlreiche World-Musik-CDs mit Originalklängen von zumeist hochenergetischen Orten mit umfangreichen Fotobooklets. Ab dem Jahr 2000 habe ich dann begonnen, diese große Bildwelt optisch zu verdichten und jedem Ort ein „komprimiertes“ Bild zu widmen.

Auf welche Weise werden diese Fotos komprimiert und dann zu Kunstwerken?

Ich lasse den jeweiligen Ort und seine besondere Stimmung auf meine Sinne Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen wirken. Dann fotografiere ich intuitiv das, was mich bewegt. Nach einer Zeit merke ich, dass mich bestimmte Objekte, Stimmungen, Ansichten, Details besonders ansprechen.
Diesen Motiven gehe ich dann gezielt nach und sammle Varianten. Unter diesen Bildern wähle ich 10 Motive aus, setzte die Breite auf 100cm und komprimiere die Höhe auf 10 cm. Diese schmalen Streifen werden im Bild-Editor wie ein Sediment übereinandergeschichtet, so dass ein Endformat von wiederum 100x100cm entsteht. Die Farben, Kontraste und Formen der zehn geschichteten Streifen verschmelzen, verbinden sich zu einem neuen Bild, das in überraschender Weise in seiner abstrakten Erscheinung für mich den Spirit des Motives erfasst.
Was das Format 1x1 Meter angeht, so habe ich dieses als Bedingung für das komplette Projekt definiert. Hier geht es um die Bedeutung der Normierung und der globalen Übereinkunft von Werten.

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