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Bremen - Die Universität - 2018
Wie sieht sich die Uni in 2021?
50 Jahr nach ihrer Gründung?

Ästhetische Feldforschung 19.5.2018 - 10:00-13:00

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"1769 - Chiffren" 2018, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.
Die horizontale Kompression von 10 Einzelbildern und deren vertikale Schichtung ergeben ein Werk, das Formen und Farben zu einem neuen Bild verschmilzt und darin den Spirit des Ortes erfasst.

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Das Konzert der Frösche

"Aus einem Zeitungsartikel in „Le Monde“ erfahren wir, dass ab dem Wintersemester 1971- zeitlich passend für uns - in Bremen eine neue Reformuniversität eröffnet wird."

"Das für uns Reizvolle und Besondere dieser Universität ist die Einführung der sogenannten Drittelparität, ein Novum an deutschen Universitäten:
Hochschullehrer und Studenten sowie der gesamte Dienstleistungsbereich der Universität sollen demgemäß gleichberechtigt an allen inhaltlichen und allen organisatorischen und verwaltungstechnischen Bereichen mitbestimmen können."

"Genau für diese Neuerung haben wir uns während unserer Münchner Studentenzeit eingesetzt - erfolglos. Diese Chance auf demokratische Mitbestimmung hätten wir nun in Bremen."

"Das Studium in Bremen ist eine neue und positive Erfahrung für uns: Endlich keine Vorlesungen mehr in riesigen Hörsälen wie in Tübingen und München, sondern das Arbeiten in Kleingruppen und fächerübergreifenden Projekten mit meist lockeren Typen, die unsere Professoren sind.
Obwohl wir keine Studienanfänger sind, erscheint uns Vieles wie ein Anfang: Neue Inhalte, neue Arbeitsmethoden und neue Sichtweisen. Zum ersten Mal ist das Studium bei all dem Wirrwarr interessant."

"In der neu geschaffenen Bremer Uni studiert man nicht mehr in Einzelfächern, sondern in thematischen Projekten, denen verschiedene weitere Fächer zugefügt sind. Dieser ganzheitliche Ansatz interessiert uns.
Noch bereits vor ihrer Eröffnung steht die Universität in Bremen jedoch wegen dieser Neuerungen bundesweit in heftiger Kritik. Sie wird als „Rote Kaderschmiede“ bezeichnet und von allen konservativen Kräften, sowohl in Bremen als auch anderen Bundesländem, mit großem Argwohn beäugt, als würde die definitive Revolution von diesem Ort ausgehen."

"In der Uni geht es seit ihrer Gründung hoch her. Das Studium ist politisch und eine Versammlung jagt die andere. In den Seminarräumen und Fluren werden ständig irgendwelche Plakate und Transparente gemalt und Aktionen vorbereitet. Per Megaphon werden Hinweise auf Treffen oder Aktionen gegeben.
Zentrale politische Themen sind der Vietnamkrieg, die schleichende Wiederaufrüstung in Deutschland und sich verschärfende soziale Krisen.
Nicht nur die Uni, die ganze Stadt ist vollgeklebt mit Plakaten, viele davon SPD und DKP - ein für uns bislang aus der Bayern-Studentenzeit vollkommen ungewohnter Anblick."

"Wir begreifen die gesellschaftliche Funktion und Wirkung von Literatur und auch die der anderen Fächer, die Wechselwirkung von historischen Ereignissen und künstlerischer Ausgestaltung. Wir lernen, dass das handelnde Subjekt, der Mensch, immer das Wichtigste ist, und dass jeder auf seine Weise etwas verändern kann. Das macht Mut, schafft Vertrauen in die eigene Handlungskraft."

"Studentische Organisationen werden in Hülle und Fülle neu gegründet - von konservativ bis links. Wir schließen uns einer der vielen linken Studentenorganisationen an, dem MSB Spartakus, eine gewisse Zeitlang auch der DKP, die Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre angesichts der Klöckner- und Unistreiks sowie der Bremer Schülerproteste gegen Fahrpreiserhöhungen bei Arbeitern, Studenten und Schülern einen Aufschwung erlebt."

"Die Wege der ehemaligen Studenten-Genossen und Mitstreiter werden sich trennen. Mit dem Eintritt ins Berufsleben wird jeder seinen eigenen politischen und privaten Weg gehen, manche individualisiert und manche
innerhalb anderer Parteien. Das Feuer für soziale Gerechtigkeit, Frieden und die Aufarbeitung des Holocaust wird jedoch bei den meisten weiter brennen und politisches Lebensprinzip bleiben."

Zitiert aus: Sabine Ott -
"Erinnerungen - unangemeldet kommt ihr zu mir."
Biografische Notizen, Bremen 2018, Seite 109f
Sabine Ott war stv. Schulleiterin am Hermann-Böse Gymnasium. Sie beschreibt die Situation an der Bremer Uni für sich und ihren Mann Dr. Manfred Ott
, Oberstufenkoordinator am Gymnasium Lilienthal.









"Die Hochschulen sind staatliche Einrichtungen. Sie werden mit öffentlichen Mitteln errichtet und unterhalten. Sie dienen öffentlichen Zielen und erfüllen öffentliche Aufgaben."
Gründungsrektor Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.20/21

"Die Hochschulen wollen als Hochleistungsorganisationen verstanden werden."
Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.9

"Die ordentliche Professur ist die Position, der das höchste Begehren und Streben der Wissenschaftler im Hochschulbereich gilt."
Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.10

"Das wissenschaftliche Studium soll zu einer wissenschaftlich-schöpferischen Berufstätigkeit befähigen."
Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.13

"Wer das lernt, das in den Prüfungen verlangt wird, d.h. was von den Professoren verlangt wird, dem ist der Erfolg sicher."
Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.14

"Eine Hochschulreform, die die Hochschule als eine priviligierende Einrichtung von Priviligierten in den Dienst der Interessen der großen, nichtakademischen Bevölkerungsmehrheit stellen will, kann nur von einem Staat durchgesetzt werden, der sich engagiert und bewußt die Interessen dieser Mehrheit zu eigen macht."
Gründungsrektor Prof. Dr. von der Vring, 1975, S.16/17 in: "Hochschulreform in Bremen", Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt 1975
















































"Die hochschulreformerischen Bestrebungen kulminierten zu Beginn der 70er Jahre im Bremer Modell, und das hat die junge Universität seitdem büßen müssen."
Prof. Dr. Josef Steinberg, Die Zeit Nr. 29, 1975

"Die Universität Bremen, die auf Tranzparenz aller Entscheidungen hin angelegt wurde, ist auf Kritik geradezu angewiesen."
Prof. Dr. Josef Steinberg, Die Zeit Nr. 29, 1975

Hans-Josef Steinberg war erster Professor für die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland. Zur Gründung der Uni Bremen erhielt er 1971die Professur für die Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer Theorien. Er wurde im Frühjahr 1973 auf die Stelle des zurückgetretenen Gründungsrektors von der Vring zum zweiten Rektor der Uni Bremen gewählt.
Er scheiterte an seiner Vision einer Universität aller Beteiligten an der zunehmenden Dialogunwilligkeit sowohl seiner linken wie rechten Kritiker innerhalb der Universität als auch der politischen Instanzen und trat 1977 vom Amt zurück.

Welche Werte vertritt die Universität Bremen im global-vernetzten Zeitalter der digitalen Algorithmen?
























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Ein spontanes Gespräch mit einem unbekannten polnischen Diplomingenieur auf dem Boulevard der Uni am 19.5.2018 um 11:15 Uhr.




> Moritz Thape, Senator a.D. >>> PDF
> Dr. Ing. Günther Czichon, Senator a.D. >>> PDF
> Manfred Fluß, Senator a.D. >>> PDF
> Prof. Dr. van der Vring, Gründungsrektor >>> PDF
> Hans Heinrich Maass, Gründungskanzler >>> PDF

> Prof. Dr. Ing. Scholz-Reiter, Rektor >>> PDF
> Prof. Dr. Quante-Brandt, Senatorin >>> PDF

Quelle:
"Die Hochschulpolitischen Grundsätze der SPD Bremens", Diskussionsentwurf, Bremen 1974! >>> PDF

In Erinnerung rufen und fragen:

Gelten die politischen Leitsätze von der SPD-Bremen von 194 noch heute? Oder was hat sich geändert?

Welche Werte vertritt die Universität Bremen heute als Antwort auf die digitale Revolution?



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