Zurück

DerElefant!
Rede von Sabine Ott zur Bremer Buchpremiere
am 9. März 2010 im Wallsaal der Zentralbibliothek Bremen
bei der Vorstellung und Lesung aus dem Buch „DerElefant!“.

Liebe Frau Buck,
lieber Herr Bauer,
lieber Herr Weisser,

als Vertreterin des Hermann-Böse-Gymnasiums und im Namen des Vereins „DerElefant!“ möchte ich Ihnen zu dem für uns so wichtigen Buch "Der Elefant!" gratulieren und Ihnen unseren herzlichsten Dank aussprechen.

Die Herausgabe dieses Buches steht in der Kontinuität einer Fülle von Aktionen, denen eines gemeinsam ist:
Menschen thematisieren und dokumentieren am Beispiel des Elefanten den Bedeutungswandel historischer Ereignisse, setzen Akzente, beziehen Position,
ermöglichen dadurch Neubewertungen der Gegenwart und Handlungsstrategien.

Der Elefant, der seit 77 Jahren gegenüber dem Hermann-Böse-Gymnasium steht, verkörpert den inhaltlichen Bedeutungswandel vom ursprünglichen Reichskolonial-Ehrenmal im Jahre 1932 zum „Anti-Kolonial-Denk-Mal“ im Jahre 1987, und seit der Konstitution des Vereins "DerElefant!" im Jahre 2008 zu einem ein Ort der Vielfalt, Toleranz und Kreativität.
Signale konnten im Laufe der historischen Entwicklung neu gesetzt, Möglichkeiten demokratischen Handelns erweitert und praktiziert werden.

Das Buch, das uns heute vorliegt, ist das Ergebnis eines einjährigen Arbeits-prozesses, den Herr Weisser unternommen hat, um die Elefanten-Poesie seiner Kollegen Inge Buck und Rudolph Bauer zu verbinden mit prägnanten, historischen Textquellen und seinen eigenen fotografischen Arbeiten über die atmosphärischen Veränderungen des Monuments im Verlauf eines Jahres.

Der Auslöser für das Elefantenbuch war die Kooperation des Künstlers Weisser mit dem Hermann-Böse-Gymnasium im Frühjahr 2005, als er in Vorbereitung des 100jährigem Schuljubiläums begonnen hat zu recherchieren.
In seiner „kreative Offensive“ hat er gemeinsam mit Schülern und Lehrern die Geschichte der Schule und ihres Nachbarn, des Elefanten, in den Fokus der Betrachtung genommen, den Bedeutungswandel reflektiert und demokratisches Geschichtsbewusstsein erfahrbar werden lassen.
Er hat das Logo der Schule, das seit 1953 und bis heute der Elefant ist, in seinem enthistorisierten Gebrauch hinterfragt und ihm zu einer bewussten, inhaltlichen Neuorientierung verholfen. Dass Herr Weisser dem Elefanten-Logo auch äußerlich ein neues Design gegeben hat, ist der logische und äußerlich sichtbare Ausdruck des Neuaufbruchs.

Im Zuge seiner Recherchen über den Elefanten hat Herr Weisser Kontakte zu einer Schule in Namibia geknüpft, war auch eine Woche lang vor Ort in der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwest, deren Ergebnisse, wie der „Letter of Intent“ zu den Dokumenten dieses Buches gehören und die für uns als Schule einen Baustein im "Dialog der Kulturen" darstellen..

Der Elefant, der ursprünglich zu kolonialen Zwecken Missbrauchte, der eigentlich Unbezähmbare, der Würdevolle und Stolze, der stumme Sprecher,
hat mehr und mehr Fürsprecher gefunden.

Der im Mai 2008 gegründete, gemeinnützige Verein "Der Elefant" gehört dazu, denn er hat das Ziel, das Anti-Kolonial-Monument "Elefant" in der Deetjen-Anlage und dessen Krypta im Sinne des Bedeutungswandels zu nutzen. Nun ist er ein Ort der Vielfalt und der Kreativität, ein gemeinsamer Ausgangspunkt auf dem Weg nach vorn.

Herr Weisser war und ist auch hier wieder die Nahtstelle zwischen Realität und Kunst, Früher und Heute, Wort und Bild, Betrachtung und Aktion.
In Kooperation mit den Literaten Bauer und Buck entstehen Bilder und Worte, die Gestern mit Heute auf poetische und zugleich informative Weise verbinden.

Dieses Buch gibt dem Elefanten seinen Stolz, seine Würde, seine Sprache zurück, wie es in den wenigen Worten von Inge Buck zum Ausdruck kommt:

„Unbeirrt stehe ich
ohne Zaumzeug und Sattel
meine Stoßzähne aus schwarzrotem Klinker
sind unverletzt
kein Reiter hat sich jemals
auf meinen Rücken gesetzt."

Es ist kein Zufall, sondern Ausdruck dieser Übereinstimmungen, wenn Schülerinnen und Schüler des Hermann-Böse-Gymnasiums die alte griechische Antigone-Thematik des Widerstandes gegen ungerechte Herrschaft in Zusammenhang mit dem Elefanten neu aufgreifen und am Fuße des Elefanten die folgenden Zeilen von Brecht zitieren:

„Antigone -
Komm aus dem Dämmer
Und geh vor uns her eine Zeit.
Du ließest den Mächtigen
nichts durch.
Und über der Untat wuchs
Ihnen kein Gras!
Gestern nicht und heute nicht!“

Wer, wenn nicht Schule ist gefragt, sich diesem Auftrag weiterhin zu stellen und ihn täglich in die Tat umzusetzen.

Wer, wenn nicht der Verein möchte den Autoren danken, besonders aber Herrn Weisser für all die Initiativen, Koordinationen und die Kontinuität seiner inhaltlichen Aussagen und seiner künstlerischen Arbeit.

Im Namen des Vereins bedanke ich mich auch ganz herzlich bei denen, die das Projekt durch ihr tatkräftige finanzielle Unterstützung realisiert haben, allen voran Herrn Müller von der Berenberg Bank Bremen sowie Frau Krautwald von der Sozietät Schaefer &Krautwald.

Danken möchte ich auch meinen Schülerinnen, die sich sofort bereit erklärt haben, an diesem Abend das Buch „Der Elefant!“ zu verkaufen.

Sabine Ott
Stellv. Schulleiterin am Hermann-Böse-Gymnasium und
Vorstandsmitglied des Vereins "DerElefant!"


www.MikeWeisser.de Bremen 2010