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Kunst, Wissenschaft, Kirche
Heimatforschung


Michael Weisser / Dr. Dietrich Diederichs-Gottschalk, "Gegenseitige Fragen und Antworten zur jeweiligen Lebensgeschichte, zu Arbeitsschwerpunkten und zu gewonnenen Ansichten." WhitePaperCollection Edit_23_2016/17.  ISBN: 978-3-7438-1200-0.
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Ausschnitt aus dem Interview von Weisser mit Diederichs-Gottschalk

MW: Ihre aktuelle Forschung richtet sich auf den in Hamburg ansässigen Orgelbauer Arp Schnitger, der als einer der berühmtesten Vollender der norddeutschen  Barockorgel gilt. Ihr besonderes Interesse gilt dabei der Schnitger-Orgel aus dem Jahr 1680 in Cappel bei Neufeld, einem kleinen Ort zwischen Bremerhaven und Cuxhaven. Welcher Umstand hat ihren Blick auf dieses besondere Thema gelenkt? Was hat Sie motiviert über viele Monate hinweg nicht nur bestehende Literatur zu einem Artikel zu verarbeiten sondern mit großer Mühe an die historischen Quellen zu gehen, alte Handschriften in Archiven zu suchen und zu transkribieren?

DiGo: Manche Dinge stehen einfach vor der Haustür. Und dann bittet man sie hinein. Ich wurde vom Kirchenvorstand Cappel gebeten, einen kleinen Beitrag zu einer Festschrift zu verfassen. Diese Anfrage habe ich gleich positiv beantwortet, meine Frau und ich waren da ja schon Mitglieder in der Cappeler-Schnitger-Orgel-Gesellschaft. Denn wenn man so viel große Kultur in der Nachbarschaft hat, sollte man sich am Erhalt beteiligen.
Da ich nun nicht altbekannte Erkenntnisse wiederholen wollte, habe ich angefangen zu forschen. Das fing mit den interessanten Archivunterlagen an, die offenbar noch niemand zuvor so richtig gelesen und ausgewertet hatte. Und ich begann zu staunen über die vielfältigen Schichten dieser Kunst- und Kulturgeschichte und bin daran gegangen, darüber einen längeren Aufsatz zu schreiben, den ich dann glücklicherweise auch in einem renommierten Jahrbuch veröffentlichen konnte.
Und so konnte ich eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse über eine der bedeutendsten Barockorgeln Deutschlands publizieren, sehr zur Freude der Arp-Schnitger-Gesellschaften und Musikhistoriker.

MW: Wenn man ihren Forschungsbericht zur Schnitger-Orgel in Cappel liest, dann erkennt man im Text neben hoher Sachkenntnis auch ein starkes Engagement, geradezu eine Empathie für dieses Thema. Was verbindet Sie neben dem wissenschaftlichen Wissensdrang auf emotionaler Ebene mit dem Akt der Erforschung dieses Themas?

DiGo: Ich möchte das mal vergleichen mit der Arbeit eines Kriminalisten. Ich suche nach Spuren, rekonstruiere Zusammenhänge und Motive, sammle Indizien und versuche, Beweise für meine Vermutungen zu finden. Und meistens sind das Dinge, die mir größtenteils vollkommen neu sind.
Es ist einfach schön, zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Manche Entdeckungen wirken richtig elektrisierend. Forschung dieser Art schult den Geist und prüft das Denkvermögen.
Ja, und ich muss immer wieder quer denken: was wäre, wenn ich das und das entdeckt hätte? Glaubt mir das jemand, oder hält man mich für abgedreht? Es liegt durchaus ein Kitzel darin. Da liegt die emotionale Ebene, man merkt, dass der Geist noch lebendig ist.
Solche Forschung hilft gegen ein abgeklärtes Einschlafen im bekannten Wissen. Und besonders spannend wird es, wenn ich beweisen kann, dass eine vorgegebene Erkenntnis vielleicht doch nur eine vermeintliche ist. Forschung und Phantasie gehören zusammen.

Rainer Beßling / Michael Weisser
all:about:neugier
- Der Kulturkritiker Beßling stellt dem Medienkünstler Weisser 100 Fragen über Kunst in der digital vernetzten Gesellschaft.
Die|QR|Edition, Edit 08, Winnert/Husum Oktober 2019. 360 Seiten, 210 x 210 mm, 99 Abbildungen.
ISBN 978 3 95765 177 8
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Ein Buch über das, was bewegt: Die Neugier.
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Was steht hinter der sichtbaren Kunst?
Die Sehnsucht >>> oder die Neugier >>>

Dr. Rainer Beßling gilt als einer der profiliertesten Kritiker, wenn es um feinsinnige Reden und wortgewandte Essays jenseits der Worthülsen in der Kunst gilt. Beßling ist bekannt für substanzielle Aussagen, dafür steht seine Publikation »Bildersprachen – Reden über Kunst«, die unlängst erschienen ist.
Im Bremer Medienkünstler Michael Weisser findet Rainer Beßling einen Gesprächspartner auf Augenhöhe, denn Weisser vernetzt nicht nur die Medien Bild, Klang und Wort in Ausstellungen und Installationen sowie in Buchveröffentlichungen und Musikproduktionen, er kennt auch als ehemaliger Vorsitzender, Landes- und Bundesdelegierter des Berufsverbandes Bildender Künstler die Hintergründe für Produktion und Vermarktung aller Formen von analoger und digitaler Kunst.

Heimatforschung "amoibo!"

Publikation zur Ausstellung >>>

Staatsarchiv Bremen 2018
Jasper Dräger / Boris Löffler-Holte / Michael Weisser, bremen:AN:sichten - Das Inventar einer Ästhetischen Feldforschung als Interview über Kunst und Leben in der digitalen Gesellschaft. Schriften des Staatsarchivs Bremen Band 58, 80 Seiten, 21 Abbildungen farbig, 20 QR-Codes, Bremen 2018. ISBN 978-3-925729-83-6

Michael Weisser >>>
„Der|QR|Code – Hintergründe & Visionen“. Beschreibung, Geschichte, Technik, Nutzung, Gefahren, Grenzen, Visionen und Ästhetik der »schnellen Antwort« im 21. Jahrhundert. Die|QR|Edition – Edit 4, Winnert 2015. 210 × 210 mm, 200 Abb. s/w u. farbig), 308 Seiten. Softcover: ISBN 978 3 95765 027 6

Michael Weisser >>>
„neugierig:denken!“  - Interviews und Dialoge zum künstlerisch-kreativen und non-linearen Denken  mit Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die|QR|Edition, Winnert 2016. 210 × 210 mm, 65 Abb., 384 Seiten. Softcover: ISBN 978 3 95765 070 2.
Enthalten ist das Interview Weisser mit Diederichs-Gottschalk S. 53-58.
Rainer Beßling / Michael Weisser

Die Künstler-Publikation zu CAPPEL: Die Publikation verbindet Fotografien mit ausgewählter Poesie von Rainer Maria Rilke und verknüpft das Druckwerk über QR-Codes mit dem Internet. Dort werden dem Leser künstlerische Erlebnisse in Form von speziellen Musikstimmungen geboten.
Michael Weisser, "WolkenGestalten". Eine Ästhetische Feldforschung zur Kirche St. Peter und Paul in Cappel im Landkreis Cuxhaven und zur darin befindlichen Barockorgel von Arp Schnitger aus dem Jahr 1680. Format A4, Umfang 56 Seiten, farbig. Herausgegeben von der Kirchengemeinde Cappel 2018.

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Historische Quellen zum Bildersturm:

D. Martinus Luther >>> PDF
"An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung",
Wittenberg 1520 
Die Schrift die die Reformation und damit auch den Bildersturm auslöste:
"Dass aber der Papst oder Bischof salbet, Platten macht, ordiniert, weihet, anders dann Layen kleidet, mag einen Gleisner und Olgotzen machen, macht aber nimmermehr ein Christen oder geistlichen Menschen."

Andreas Rudolff Bodenstein >>> PDF
"Von abtuhung der Bylder / Vnd das keyn Betdler vnther den Christen seyn soll." Carolstatt. in der Christlichen statt Wittenberg 1522.

Andreas Rudolff Bodenstein (1486-1541), genannt Karlstadt, war ein deutscher Reformator. Er habilitierte sich in Wittenberg und nannte sich in humanistischer Tradition nach seinem Geburtsort „Dr. Karlstadt“.
Während Luthers Aufenthalt auf der Wartburg wurde Karlstadt zum wichtigsten Protagonisten der Wittenberger Reformbewegung.
Karlstadt predigte nachdrücklich die Erneuerung des Gottesdienstes und besonders die radikale Abschaffung der Heiligenbilder und der Kirchenmusik:

" Das wir bilder in Kirchen vnd gots hewßern haben / ist vnrecht / vnd wider das erste gebot. Du solst nicht frombde gotter haben.
ii Das geschnitzte vnd gemalthe Olgotzen vff den altarien stehnd ist noch schadelicher vnd Tewffellischer.
iii Drumb ists gut / notlich / loblich / vnd gottlich / das wir sie abthun / vnd ire recht vnd vrteyl der schrifft geben.
"

In seiner Flugschrift von 1522 argumentierte er wesentlich mit dem Zweiten Gebot Mose, das den Götzendienst untersagte - damit argumentierte er für den Bildersturm und dem Bruch mit der Abgötterei.
Es stellt sich die Frage, warum in den evangelisch-lutherischen Landkirchen des Mittelalters trotz des allgemeinen Bildersturms Bilder und Schnitzereien erhalten haben - siehe Forschungsprojekt Diederichs-Gottschalk in Arbeit.

Ludwig Hätzer >>> PDF
"Ein urteil gottes unsers ee gemahels‚ wie man sich mit allen götzen und bildnussen halte sol, uß der heiligen gschrifft gezoge durch Ludwig Hätzer." Getruckt zu Zürich durch Christophorum frosch ower / am.XXIIIl. tag des ersten Herbstmonats. Anno M.D.XXIII. jar. (Zürich 1523)

"Exody 22. cap.
Du solt nit frömd gött vor mir haben. Mach dir kein geschnitzt bild, noch sust kein abcontrafeyung deren so uff dem ertrich sind, ja ouch deren nit, so im Wasser under dem erdboden sind. Du solt dich vor inen weder neygen noch buggen. Ja, du solt inen och sust nit eer enbieten. Dann ich bin der herr, din Gott, ein yferer."

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