<<<< zurück

Namibia - Alpheus Mvula

Die künstlerische Kooperation von Alpheus Mvula (Windhoek) und Michael Weisser (Bremen) in 2006/7. >>> PDF

Alpheus Mvula - 2006 (links)

Der Windhoeker Künstler Alfeus Mvula hat im Jahr 2007 ein DAAD-Stipendium für ein einjähriges Kunststudium in Bremen erhalten. Vor seiner Ankunft in Bremen Ende November hat er in der Nationalgalerie in Windhoek ausgestellt und einen viermonatigen Sprachkurs am Carl-Duisburg-Zentrum in Köln besucht. Biografie >>> PDF
"Das DAAD-Stipendium wurde unterstützt vom Bremer Medienkünstler Michael Weisser, der mit seinem Künstler-Kollegen aus Namibia neue Formen einer interkulturellen Kooperation proben wird." DAAD-Info

"0424 - Etosha" 2006/2007, Unikat, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen. Das Motiv des gerissenen Bodes im Etosha Nationalpark im Norden von Namibia (Weisser) wurde bemalt in Acryl mit Jägern und Kühen (Mvula).

Das Projekt "Encounter" entstand als Gemeinschaftswerk von Mvula/Weisser in Bremen im Jahr 2007.

"0467_Encounter_07", 2007, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.

"Encounter-27", 2007. Das Projekt bescheibt die Begegnung der Nordeutschen Möwe mit der Namibischen Kuh als Zusammenprall.

"0467_Encounter_34", 2007, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.

"0467_Encounter_35", 2007, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.

"0467_Encounter_36", 2007, Edit 3/3, 100x100cm, Inkjet auf Leinen auf Keilrahmen.

Afrika und Europa - Kulturen im Dialog
Alpheus Mvula aus Windhoek fragt Michael Weisser aus Bremen

Vorbereitungen für das Projekt D.U.R.S.T. in der Krypta des Elefanten in Bremen.

Alpheus Mvula
Was bedeutet für Dich „Thurst“ (Durst) in Afrika und speziell in Namibia?

Michael Weisser
D.U.R.S.T. (die deutsche Übersetzung des englischen thirst) ist für mich der Titel eines Ausstellungskonzeptes für meine digitalen Fotos und Klangaufnahmen, die ich bei meiner Namibia-Reise im Februar/März 2005 aufgenommen habe.
Ich war zum ersten Mal in Namibia und habe von Windhoek und Swakopmund aus den Norden des Landes bis zur Etosha-Pfanne entdeckt. Das Projekt war gut vorbereitet, es gab viele Kontakte zu Menschen, die mich nicht als Tourist behandelten, sondern mir einen möglichst schnellen Zugang zum Alltag des Lands ermöglicht haben. Alles, was ich gesehen und fotografiert habe, basiert auf einem ersten Eindruck, ist also überaus subjektiv von jemandem gesehen, der die Welt bereist hat, der Einblick in viele fremde Kulturen hatte und tausende von Fotos gemacht hat.
Zu diesem ersten Eindruck gehört ein Statement, mit dem ich Namibia in einem Interview beschrieben habe als: „Land der grandiosen Weite, der lebendigen Natur, der afrikanischen Geheimnisse, der extremen Kontraste, der bemerkenswerten Sauberkeit und der freundlichen Menschen."
Für mich war die Reise durch Namibia unlösbar verbunden mit „DURST“. Ich spürte einen eigenen Wissens-DURST, ich war ständig durstig und ich sehe im Thema Wasser und Wüste konkret und zugleich abstrakt meine künstlerische Interpretation dieses Landes, das mich wirklich fasziniert hat.
Durst beschreibt generell einen Mangel, eine Sehnsucht nach etwas, und ich sehe, dass in Namibia Wissen, Ausbildung, Arbeit, sowie Wasser und Essen in vielen Bereichen noch ein Mangel ist.

Alpheus Mvula
Wenn man sich Deine Fotos anschaut... was willst Du der Welt damit sagen?

  
Michael Weisser
Kunst ist eine ganz individuelle Weise, die Welt zu entdecken und sie zu interpretieren, sie zu gestalten und sich mitzuteilen.
Wenn ich meine Fotos im Rahmen einer Raum-Installation vorstelle, dann möchte ich meine Eindrücke offen legen, möchte mitteilen, wie ich das Land, die Natur, die Menschen erlebt habe, was für mich als Europäer gesehen der „spirit“ von Namibia ist.
Eine direkte Aussage im Sinne einer klaren Botschaft habe ich nicht, das wäre mir zu verkürzt. Ich kann mir vorstellen, dass meine Bildwelt die Besucher einer Ausstellung neugierig macht, dieses Land selber zu entdecken, und das halte ich für sehr wichtig.

Alpheus Mvula
Worin liegt für Dich die besondere Beziehung zwischen Bremen und Namibia?

Michael Weisser
Dass Namibia eine Deutsche Kolonie war, ist bekannt. Dass dort Unrecht geschehen ist, dass einheimische Menschen von den Eroberern ausgenutzt, betrogen und getötet wurden ist traurige Wirklichkeit.
Mich interessiert die Frage, was kann man heute besser machen! Wie kann man zusammenkommen, wie können sich die unterschiedlichen Kulturen respektieren, wie können sie voneinander lernen, wie können sich die Menschen begegnen.
Mein künstlerisches Konzept bindet die entstandenen Fotos in eine geplante Raum-Installation ein, die die besondere Geschichte von Namibia und Deutschland berücksichtigt. Auf diese Weise entstehen Zeichen für Durst...

Alpheus Mvula
Was ist das Thema Deiner Fotos?

  
Michael Weisser
Mein Werk zeigt Menschen und Wüste und es zeigt die neuen „Eroberer“ von Namibia... das ist u.a. die Marke und das Produkt „Coke“!

Alpheus Mvula
Was für ein Gefühl hattest Du im Township Katatura, als Du dort warst und fotografiert hast?

Michael Weisser
Ich hatte den Eindruck, dass sich hier ein spezieller Lebensbereich besonders der farbigen Bevölkerung ausgebildet hat, der zwischen dem internationalen Flair der Hauptstadt Windhoek und dem Busch-Land steht. Ich habe mich dort durchaus wohl gefühlt.
In Katatura habe ich auch das Art-Centre besichtigt, eine ehemalige Fabrikationsanlage, in der heute Kunst gelehrt wird. Dort wurde ich sehr freundlich begrüßt und engagiert herumgeführt. Das gerade in  Katatura ein Art-Center ist finde ich sehr wichtig, denn über Kunst werden Zeichen gebildet und Zeichen sind wesentlich Elemente der Kommunikation. Diese Einrichtung müsste noch intensiver gefördert werden und die dort entstehenden Arbeiten müssten in den großen Städten Namibias aber auch über die Botschaften in anderen Ländern dieser Welt gezeigt werden. So ein Engagement und politisches Bekenntnis zur Kunst würde den Stolz der Studenten fördern, es würde dazu beitragen, neue Zeichen der Identität im 21. Jahrhundert zu entwickeln. Auf diese Weise könnte man die Themen Namibias wirkungsvoller kommunizieren!
Bei allem muss man immer bedenken, dass Namibia nicht eine einheitliche Nation ist, sondern sich aus vielen, zum Teil sehr unterschiedlichen Kulturgruppen zusammensetzt, die sehr unterschiedliche Rituale pflegen und unterschiedliche Sprachen, Interessen und Werte haben. Der kleinste gemeinsame Nenner ist die englische Sprache und das Medium Kunst.
Namibia hat mich insgesamt, in den rund 20 verschiedenen Orten, die ich besucht habe, sehr positiv überrascht! Ich habe sehr bedauert, nicht die einheimischen Sprachen sprechen und verstehen zu können. Durch diese Barriere bleiben natürlich die meisten Eindrücke und Erfahrungen auf das Sichtbare beschränkt.

Alpheus Mvula
Was hälst Du davon, Deine Fotos in Schulen von Katatura oder im Kommunikationszentrum auszustellen?

  
Michael Weisser
Das ist eine gute Idee. Wir sollten uns gemeinsam ein Konzept ausdenken, wie Du diese Sichtweise eines deutschen Künstlers zurückträgst an den Ort seiner Motive. Vielleicht haben wir im Goethe-Zentrum Windhoek, in der Deutschen Botschaft und im Ministerium für Erziehung die Partner, die so ein wichtiges Schul-Projekt unterstützen.
Ich denke, es könnte überhaupt sehr spannend für die Menschen in Namibia sein zu erfahren, welche Bilder ein Besucher aus Deutschland für wichtig hält, was ihn beeindruckt, was er schön findet, was er über Namibia zu sagen hat.
Aber wir sollten auch hier in Deutschland einen Weg für Gemeinsamkeit finden. Ich will gern versuchen, eine Ausstellung Deiner Card-Board-Prints möglich zu machen.
Vielleicht gehen wir noch einen Schritt weiter. Wir sollten uns fragen wie zwei Künstler aus ganz verschiedenen Kulturen,  zusammen arbeiten können. Ist es möglich, ein gemeinsames künstlerisches Werk zu schaffen? Wie könnte das aussehen?
Falls so etwas gelingt könnten wir dieses Werk in einer Ausstellung hier bei uns zur Diskussion stellen; im Konsulat hier in Bremen oder zum Nationalfeiertag der Unabhängigkeit in Zusammenarbeit mit der namibischen Botschaft und der Bremischen Landesvertretung in Berlin.
Danach könnte so eine Ausstellung in Namibia gezeigt werden, zum Beispiel in der National Art Gallery in Windhoek. Die Bilder könntest Du anschließend als Anschauungsmaterial in Schulen vorstellen und die Schüler anregen, selber kreativ zu werden, ihre Heimat zu betrachten und einen eigenen Ausdruck für ihr Land und seine zahlreichen Kulturen zu finden.
Die Jugend ist die Zukunft eines jeden Landes und Kreativität ist eine interkulturelle Kraft, notwendige Veränderungen auf den Weg zu bringen.

© Bremen 2007


<<<< zurück